Hintergrund
Ich sehe mich hauptsächlich als Marathonläufer, nehme aber natürlich auch an vielen anderen offiziellen Läufen teil. Bei diesen Läufen geht es um Zeiten, und auch das Training erfolgt zu einem großen Teil mit der Stoppuhr. In den letzten Jahren wurde mein Bedürfnis, diesen Zeitfaktor zu eliminieren und einfach nur die Freiheit und die Natur zu genießen, immer größer. Das hat mich zur dieser Tour den Ochsen- und Heerweg entlang inspiriert; einer Tour, die auf minimaler Planung, möglichst wenigen Regeln, minimalem Gepäck sowie maximaler Natur und Freiheit basiert.
Während der Detailplanung schauten mir meine beiden Kinder öfter mal über die Schulter. Ich fragte sie, ob sie Lust hätten mitzukommen, aber eigentlich wusste ich, dass es letztendlich nichts für sie war. Doch schließlich sagten sie ja, und plötzlich galt es, eine völlig andere Tour zu planen. Jetzt waren meine 17-jährige Tochter Cirkeline und mein 13-jähriger Sohn Mikkel Teil des kleinen Teams und würden mich mit dem Rad begleiten, denn ich wollte die Tour natürlich laufen.
Wir starteten am 27. Juli 2014 um 8 Uhr am Bahnhof von Viborg in der Erwartung, 7 bis 10 Tage später das 20 km westlich von Hamburg gelegene Wedel zu erreichen. Eine Tour von erwarteten 540 km, die schließlich 538 km lang war. Nur eines stand wirklich fest: Es sollte keine Hilfe durch ein Begleitauto oder vorbereite Depots geben, und jeder trug sein eigenes Gepäck. Zuvor hatten wir uns bei der Touristeninformation Viborg erkundigt, ob wir besser die Wanderroute oder die Fahrradroute wählen sollten. Man sagte uns, dass wir ohne Weiteres die Wanderroute wählen könnten, auch wenn zwei von uns mit dem Fahrrad unterwegs waren. Und das taten wir.
Die Wanderroute
Von Beginn an erwartete uns eine wirklich gut ausgeschilderte Route. Wir kamen sicher aus Viborg heraus und auch anschließend war die Beschilderung sehr gut. Ein paar Schilder waren etwas versteckt und einige fehlten auch ganz, aber insgesamt tauchten sie in regelmäßigen Abständen auf, so dass man nach einem längeren Abschnitt ohne Schilder schnell sicher sein konnte, falsch gefahren bzw. gelaufen zu sein. Doch das war wie erwähnt nur ganz selten der Fall und bescherte uns keine nennenswerten Umwege.
Wir hatten den Heerwegs-Führer gekauft, der uns vor allem einen Einblick in die historischen Aspekte des Wegs gab. Er ist sehr durchdacht und bietet solide Fakten und unterhaltsame Geschichten. Zum Buch gehören Karten, nach denen wir uns auch orientierten.
Das unübertroffene Werkzeug war jedoch die Heerweg-App. Mit der App auf dem Handy konnte man genau da zoomen, wo man sich gerade befand, und bekam angezeigt, wo es weiterging. Und das bis ins kleinste Detail. So konnte man beispielsweise erkennen, ob die Route rechts oder links an ein paar Bäumen vorbeiführte. Fantastisch! Und noch etwas: Unser Standort war mit einem Punkt markiert, wenn wir stillstanden. Wenn wir uns nach vorwärts bewegten, wurde aus dem Punkt ein Pfeil. Damit konnte man in der App sehen, ob man sich im Vergleich zur Route in die richtige Richtung bewegte. Man brauchte nur 5-10 m zu gehen – schon wusste man Bescheid. Genial!
Hinsichtlich der Beschaffenheit der Route hatte man uns gesagt, dass man selbst auf der Wanderroute mit einem Rennrad, also mit schmalen Reifen, fahren könne. Der Wanderroute war wirklich gut, aber mit einem Rennrad war sie nun wirklich nicht zu bewältigen. Man benötigt ein kräftiges Fahrrad mit breiten Reifen. Da unsere beiden Radfahrer Mountainbikes hatten, war das kein Problem. In den Wäldern gab es einige Wurzeln und an manchen Stellen auch einen weichen Belag, was den Rädern einiges abverlangte, mehr aber auch nicht. Der Untergrund wechselte zwischen Waldwegen, Feldwegen, Schotterwegen, Eisenbahnpfaden und asphaltierten Wegen.